Unser erster Einsatz lautete: Evakuierung des Pfadfinderlagers in der Neumühle.
24 Pfadfinder-Kinder und 5 Betreuer(innen) aus Pöchlarn hatten zu einem super-coolen Pfadfinderlager ihre Zelte auf der Wiese neben dem Kamp aufgeschlagen. Beunruhigt durch den steigenden Wasserstand informierten sie sich in der Bezirksalarmzentrale. Nur so konnte noch rechtzeitig der Großteil des Gepäcks und der Zelte gerettet werden. Während die Kinder bereits in Sicherheit gebracht worden waren, wurden von den Führern und den Feuerwehren Stift Zwettl und Rudmanns die Habseligkeiten auf einem Traktoranhänger in Sicherheit gebracht. Was der Anhänger nicht mehr fasste, wurde zumindest auf höheres Niveau gebracht. Die Bergung der wertvollsten Dinge konnte gerade noch rechtzeitig abgeschlossen werden, beim Ende des Einsatzes stand das Wasser bereits stiefelhoch. Nur wenig später wäre ein erfolgreicher Einsatz nicht mehr möglich gewesen.Knapp nach dem Einrücken alarmierte uns die Sirene schon wieder zu Auspumparbeiten in Zwettl-Oberhof. Da anfangs noch die Hoffnung bestand, Häuser schützen zu können, wurden wir entsandt, um Sandsäcke aufzuschichten und das eingedrungene Wasser auszupumpen. Leider stellte sich bald heraus, dass die Hoffnung sich nicht erfüllen wird und wir mussten das Feld räumen, weil uns bekannt war, dass auch im Meierhof des Stiftes das Wasser gefährlich stieg. Zurückgekehrt ins Stift wurde mitgeholfen, bei den von einer Baufirma vorgenommenen Brückensicherungen. Bei den zwei neu errichteten Brücken für die neue Ausstellung sollte durch Entfernung von Geländerteilen die Ansammlung von Treibgut und die Beschädigung der Brücke verhindert werden, was leider trotzdem nicht glückte, wie die Bilder vom nächsten Tag zeigen.Zeitgleich wurde auch in der Waldrandsiedlung begonnen, einen Brunnen und den überschwemmten Keller auszupumpen.Die Straßenmeisterei versuchte noch die Befreiung der historischen Kampbrücke von Treibgut, um diese zu schützen. Durch den ungebrochenen Wasserzuwachs wurde jedoch auch dies schließlich verwehrt. Wir konnten gerade noch mit unserem KLF die Brücke in Richtung Stift passieren, ehe diese komplett gesperrt werden musste. Dort wurden ebenfalls Sandsäcke gefüllt und die Tür von den Ausstellungsräumen zum Kamp verbarrikadiert.Durch Hochwasser sowohl von Zwettl als auch von der Waldrandsiedlung abgeschnitten, konnten wir eigentlich nichts mehr tun, um den noch ständig steigenden Wassermassen Herr zu werden. Unserem Kommandanten, HBI Hofbauer ließ es jedoch keine Ruhe, bisher nichts von Frau Margaretha R. gesehen oder gehört zu haben, deren Haus neben dem Wehrbach bereits vom Wasser eingeschlossen war und kein Zugang mehr bestand. So begann um 21.30 Uhr von der "Schirmmadonna" aus die Suche der kränklichen Frau, weil vermutet werden musste, dass sie von den Wassermassen überrascht worden war und ihr Haus nicht mehr verlassen konnte. Kommandant Hofbauer und andere Kameraden seilten sich über die steile Böschung als einzigem Zugangsweg ab und fanden Frau R. und ihre zwei Hunde tatsächlich auf. Nachdem alle Versuche, eine Feuerwehrzille oder eine Motorzille des Bundesheeres aufzutreiben an der Verfügbarkeit und an der gefährlichen Strömung scheiterten, musste eine Rettung über den Berg ins Auge gefasst werden. Die Zeit drängte immer mehr, weil das Erdgeschoß sich schon fast bis auf die Decke füllte und die Gefahr bestand, dass das ganze Haus weggespült oder durch eine Mure beschädigt werden könnte. So wurde schließlich die Rettung durch die beteiligten 11 Mann der Feuerwehr Stift Zwettl selbst versucht, zuerst über eine Leiter aus dem Obergeschoß, dann über die steile Böschung in finsterer Nacht. Kurz nach 2 Uhr früh konnte die Meldung von der geglückten Rettung erfolgen und die völlig durchnässte Frau R. wurde von dem noch ausharrenden Zentraldirektor P. Maximilian Krausgruber im Stift untergebracht. Ihre zwei Hunde wurden dann bei Tageslicht über den gleichen Weg durch Kam. Kretschmer und Kameraden der KHD-Bereitschaft aus Hollabrunn gerettet und ihrem "Frauchen" übergeben.Wie hoch der Wasserstand genau war, kann gar nicht gesagt werden, nach dem Erreichen von 571 cm bereits um 14.45 trafen wegen Beschädigung der Übertragungsleitungen keine Messergebnisse mehr ein. Im Fernsehen wurde von der statistischen Wahrscheinlichkeit gesprochen, dass ein solches Hochwasser nur alle 500 bis 1000 Jahre auftritt - Hoffen wir's.Nach einigen Stunden Pause (und kaum Schlaf im Auto bzw. Feuerwehrhaus, denn nach Hause über die Kampbrücke konnten wir nicht), sank das Hochwasser wieder rasch ab und wir konnten gemeinsam mit einem Zug der 7. Katastrophenhilfe-Bereitschaft aus dem Bezirk Hollabrunn an die Aufräumungsarbeiten gehen. So musste Treibgut zerschnitten und entfernt werden, die Tiefkühltruhen der Stiftstaverne und der Küche wurden mit Notstrom versorgt, da die gesamte Stromversorgung ausfiel. Die Ausstellungsräume wurden von dem durch die Sandsäcke noch eindringenden Wasser freigepumpt. Außerdem musste das E-Werk und die Verteilerkästen der Stromversorgung gereinigt werden.Dieses "Jahrtausend-Hochwasser" hinterließ im ganzen Verlauf, so auch im Bereich des Stiftes Zwettl verheerende Spuren, wie die Fotos von Tag darnach belegen.Am Freitag, 9.8. konnte nach Sanierung des Weges erstmals wieder in in den Meierhof hineingefahren werden und wurden die ersten Aufräumungsarbeiten begonnen. Den Einsatzkräften bot sich ein furchtbares Gemisch aus Schlamm, Schwemmmaterial, Möbel, Inventar und Müll. Seitens des Stiftes und EVN konnte die Stromversorgung wieder großteils hergestellt werden.Am Samstag, 10. 8. wurde unsere FF durch die Feuerwehren Rudmanns, Gerotten, Mannhalm, Hörmanns und Ottenschlag sowie 2 KHD-Züge aus dem Bezirk Gmünd verstärkt. In mühevoller Kleinarbeit wurde dem Stift Zwettl geholfen, einen Raum nach dem anderen auszuräumen und grob zu reinigen. Auch mussten die Kanaleinläufe, die mit Sand und Schlamm verstopft waren, wieder durchgängig gemacht werden. Weitere Reinigungsarbeiten wurden am Sonntag, 11.8. mit Unterstützung durch die FF Sallingstadt, Kleinschönau, Jahrings und Gerotten sowie des Öst. Bundesheeres vorgenommen, konnten jedoch noch immer nicht abgeschlossen werden. 11. August abends: infolge der neuerlichen heftigen Regenfälle und des Ansteigens des Wasserstandes wurde ein Teil des erst vor kurzem gereinigten Meierhofes (Fa. Graminex, Versuchsanstalt, ehem. Kuhstall usw.) neuerlich überflutet, wenn auch der Wasserstand nicht mehr so hoch stieg. Vorerst konnten nur die noch intakten Geräte und Gegenstände in Sicherheit gebracht werden. Auch die Stadt Zwettl wurde neuerlich teilweise überflutet. Während die Feuerwehren in Zwettl Straßenzüge wegen eines beschädigten Dammes eines Fischteiches evakuieren mussten, konnten wir wenigstens ein paar Stunden schlafen, um uns für die nächsten Ausräumarbeiten zu rüsten.Am Montag, 12. August ging zwar vorerst dieser zweite Hochwasseranstieg wieder zurück, aber ab dem Mittag regnete es wieder ohne Unterlass und die dritte Hochwasserwelle bahnte sich an. Für die Feuerwehr eher ein Tag zum Abwarten, Rasten und Geräteversorgung.Kamp trat zum dritten Mal über die UferNach heftigen Regenfällen im ganzen Waldviertel trat der Kamp am 7. 8. 2002 erstmals mit ganzer Gewalt über die Ufer.Die Aufräumungsarbeiten waren mit Hilfe der dankenswerten Unterstützung der benachbarten Feuerwehren, verschiedener KHD-Züge und des Bundesheeres großteils abgeschlossen, als am Sonntag 11. 8. der Kamp zum zweiten Mal über die Ufer trat und Teile des Meierhofes wieder überschwemmte. Doch dies war offenbar nur ein kleines Zwischenspiel.Ab dem Mittag des 12. 8. regnete es wieder ohne Unterlass und die dritte Hochwasserwelle bahnte sich an. Der Kamp stieg wieder stetig und am 13. August war ab ca. 09.30 Uhr zum zweiten Mal die Kampbrücke für jeden Verkehr unpassierbar. Erneute Rettung notwendigAls wir uns mit einigen Mann zu einer Kontrollfahrt begaben, wurde uns mitgeteilt, dass der Sohn der vor einer Woche geretteten Frau R., Gerhard R. sich nun im überschwemmten Haus befinde. Er habe dort die Nacht verbracht und sei vermutlich von den Wassermassen überrascht worden. Sofort stiegen wir mit Leinensicherung wieder über den Hang zum Haus hinab, der Weg war bei Tageslicht zwar leichter zu bezwingen, doch trotzdem sehr rutschig. Tatsächlich fanden wir Hr. Gerhard R. und die zwei Hunde wieder vor und konnten sie über das steile Gelände in Sicherheit bringen. Das Erdgeschoß war bereits wieder überflutet. Gegen Abend ging der Wasserspiegel wieder soweit zurück, dass die Brücke freigegeben werden konnte. Die Schäden waren wieder ähnlich wie beim letzten Mal (Auswaschungen der Wege, Stromausfall, Anschwemmungen von Treibgut usw.). Der Strom war natürlich wieder ausgefallen. Die ersten Arbeiten unsererseits waren daher wieder Auspumparbeiten und Notstromversorgung von Küche und Taverne.Am Mittwoch, 14. 8. wurde mit Unterstützung der FF Rudmanns und von Freiwilligen wieder mit den Aufräumungsarbeiten begonnen. Es war fast schon Routine: E-Werk und EVN-Trafo waschen, um die Stromversorgung wieder instandsetzen zu können, Instandsetzung der Fahrwege in den Meierhof, Ausschaufeln und Herauswaschen des Zentimeter dicken Schlammes und Spülen der Kanäle. Am 15.8. rückte neben Freiwilligen auch die Justizanstalt Simmering mit ca. 20 Mann an, um zu helfen. Am 16. 8. halfen wieder die FF Rudmanns, sowie andere Freiwillige mit, den "Gatsch" aus den Räumen zu entfernen. Unter den Freiwilligen waren auch 7 Mann der Firma Brigl & Bergmeister aus Leoben, die sich 3 Tage zur Hilfe bei uns eingefunden haben und tatkräftig anpackten. Am Samstag, den 17.8. wurden noch die restlichen Räume im Meierhof gereinigt und die umgerissenen Bäume aus dem Flussbett entfernt. Am 22. August wurden schließlich noch die Räume der Neumühle gereinigt. Damit konnten vorerst die wichtigsten Arbeiten, bei denen die Feuerwehr helfen konnte, beendet werden.Die FF Stift Zwettl dankt allen Mitgliedern, den Nachbarfeuerwehren, den eingesetzten KHD-Zügen aus den Bezirken Hollabrunn und Gmünd, dem BFKDO und den Diensthabenden der Bezirksalarmzentrale, dem Bundesheer, der Jusitzanstalt und den freiwilligen Helfern sowie P. Dr. Mag. Maximilian Krausgruber und den Bediensteten des Stiftes, der EVN und den vor Ort eingesetzten Firmen für die gute Zusammenarbeit und Hilfe bei den Aufräumarbeiten.Insgesamt wurden für die Hochwassereinsätze von unseren Mitgliedern allein im Stiftsbereich ca. 800 Stunden geleistet, die KHD-Züge, die FF der Umgebung, das Bundesheer und die übrigen Freiwilligen leisteten ebenfalls über 1000 kostenlose Stunden zur Befreiung des Stiftes von Schlamm und Schmutz.Wenn man die Bilder im Fernsehen aus anderen Teilen Österreichs oder Europas gesehen hat, kann man Gott danken, dass wir mit einem "blauen Auge" davon gekommen sind. Anderswo sind die Schäden noch viel schlimmer.Fotos: Franz Bretterbauer, Bernhard Bretterbauer und Josef Grassinger