In Stift Zwettl hat das Feuerlöschwesen schon eine Jahrhunderte lange Geschichte. Im 19. Jahrhundert konnte die "stiftliche" Feuerwehr mit 2 Spritzen bei Bränden in der Umgebung rasche und wirksame Hilfe leisten.
Am 29. Okt. 1782 erließ das auch für die Herrschaft Stift Zwettl zuständige Kreisamt Krems eine Feuerlöschordnung, die man bereits als "Mindestausrüstung" verstehen kann. Herrschaften, Stifter und Pfarrherrschaften hatten 1 Feuerwagen samt "einer 8. oder 10. Emmerigen Laid", 1 tragbare Feuerspritze, 2 hölzere Handspritzen, 2 Feuerleitern, 2 Feuerhacken, "2 Blechene Latern", 2 Krampen, 2 eiserne Schaufeln und 12 Ledereimer anzuschaffen. Wann diese Geräte angeschafft wurden, ist nicht bekannt. Löscheimer (vermutlich aus der damaligen Zeit) sind heute noch bei der Feuerwehr erhalten.
Im Tagebuch des Abtes Julius Hörweg (1834-1847) werden bereits mehrere Einsätze der Stiftsfeuerwehr mit zwei Fahrspritzen geschildert. So wird nach einem Brand im Edelhof am 2.9.1819 vermerkt: "...Nur die schnelle und thätige Hülfe von Seite des Stiftes mit ihren 2 Spritzen, und auch die Spritze von der Stadt Zwettl rettete noch das übrige."
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist beispielsweise ein Brand am 12. Juli 1904 in Gerotten dokumentiert, bei dem auch die Ortsfeuerwehr Stift Zwettl eingesetzt war.
Die "Mitteilungen des n.-öst. Landes-Feuerwehrverbandes" berichten u. a. vom Eingreifen der Stiftsfeuerwehr beim Brand in Großglobnitz am 26. Juli 1900, in Edelhof am Faschingsonntag 1913, in Pötzles am 11. August 1916, in Rudmanns am 18. Sept. 1916, in Zwettl am 20. Sept. 1916 und in Zwettl am 5. März 1918.
Der Bürgermeister der Stadt Zwettl, Franz Beydi, dankte in einem Brief vom 30. Aug. 1911 dem "Kommando der freiwilligen Feuerwehr Stift-Zwettl" (Anm.: wohl irrtümlich so bezeichnet!) für das rasche Erscheinen und die beabsichtigte Hilfeleistung anlässlich eines in Zwettl bei der Köppl-Mühle ausgebrochenen Brandes.
Dankschreiben der Gemeinde vom 30.8.1911 für den Einsatz der „Feuerwehr Stift Zwettl“
Auszug aus den Mitteilungen des nö LFV über den Brand in Edelhof
Am 26. Juni 1927 erfolgte auf Betreiben des Obmannes des Bezirksfeuerwehrverbandes Zwettl Notar Karl WERNER und unter seinem Vorsitz die Gründungsversammlung der "Freiwilligen Feuerwehr Stift Zwettl" im Gasthaus des Hr. Ernst Odwarka (heutige Stiftstaverne).
Als Hauptmann wurde P. Edmund Hammerschmid und zum Stellvertreter Anton Lesny gewählt. Weitere Gründungsmitglieder: P. Werner Deibl, Franz Lipp sen. u. jun., Josef Wagner, Anton Wolf, Johann Neubauer, Franz Kloihofer und Karl Schimani.
Als Satzung wurde das Mustergrundgesetz der n.ö. Feuerwehren ohne Änderung angenommen. P. Edmund dankte für die Bereitstellung der im Besitz des Klosters bleibenden Löschgeräte und versprach, "daß die neue Feuerwehr den Traditionen der früheren Stiftsfeuerwehr getreu jederzeit ihr Pflicht zum Wohle des Nächsten erfüllen werden".
Der Gemeinderat Stift Zwettl genehmigte am 10. Juli 1927 das Grundgesetz der Feuerwehr, vom Amt der n.ö. Landesregierung wurde am 18. Juli 1927 (Zl. L.A. I/6b-1543) die Bildung des Feuerwehrvereines "nicht untersagt".
Grundgesetz der Freiw. Feuerwehr in Stift Zwettl (als PDF-Datei)
Mitteilung der Nichtuntersagung des Vereins
Die erste Hauptversammlung fand im Gasthaus Odwarka am 15. August 1927 statt. P. Werner Deibl erklärte sich u.a. seitens des Stiftes bereit, "die zur Bespannung der Spritze im Ausrückungsfalle notwendigen Pferde beizustellen". 11 Kameraden wurden neu aufgenommen, damit vergrößerte sich die Wehr auf 21 Männer.
Als Chargen wurden gewählt:
Der Bezirkshauptmannschaft wurde mit Schreiben vom 17.9.1927 der Vorstand gemeldet:
Meldung des Vereinsvorstandes an die BH
Da bei der Jahreshauptversammlung am 2. Febr. 1928 der Schuldenstand 991,02 S betrug, beschloss man, die Gründungsfeier am 15. Juli 1928 mit einem Volksfest zu verbinden. Dieses wurde auch großartig organisiert. Nach dem Festgottesdienst und zwei Schauübungen fand eine von der Musikkapelle Helmreich umrahmte Unterhaltung mit Juxlotterie (Lospreis 1 S), 10-Groschen-Tanz, russische Kegelbahn, Kapselschießen und Verkauf von Zuckerwaren statt. Eintritt 50 Groschen. Zu diesem Fest waren auch die "Pfarrfeuerwehren" Rudmanns Gerotten und Kleinschönau (noch heute der Unterabschnitt Stift Zwettl) eingeladen.
Die Feuerwehr war sehr aktiv, sie konnte in 14 Monaten über 100 Ausrückungen verzeichnen. In den Sommermonaten fanden fast an jedem zweiten Tag Übungen statt, es wurden Einsatzpläne für die Brände im Stiftsbereich, für Hochwasser und Eisstoß ausgearbeitet, Alarm- und Nachtübungen mit den Feuerwehren der Pfarre und der Stadt Zwettl durchgeführt sowie zu zahlreichen Brandeinstätzen in die weitere Umgebung von Stift Zwettl ausgefahren. Das Rote Kreuz bildete in der Feuerwehr eine Sanitätsgruppe (Rettungsmannschaft) aus.
1930 kaufte die Feuerwehr eine Motorspritze. Die Gemeinde gewährte eine Subvention von 1.500 S und übernahm den Zinsendienst für das aufzunehmende Darlehen von 3.000 S. Zur weiteren Finanzierung veranstaltete die Feuerwehr im Dürnhof einen Ball, der einen beachtlichen Reingewinn von 223,71 S einbrachte. Ende April 1930 wurde die "Aggregatspritze" von der Firma Rosenbauer geliefert, das Spritzenweihefest fand am 13. Juli 1930 statt. Nach zwei Jahren war der Kredit zur Hälfte zurückgezahlt, man konnte 200 m Schläuche anschaffen. 1934 war die Feuerwehr wieder schuldenfrei.
P. Edmund Hammerschmid war seit 1. Juni 1930 auch Ausschussmitglied des Bezirksfeuerwehrverbandes Zwettl. Als einer der ersten Feuerwehrfunktionäre Zwettls besuchte er einen Führerkurs an der Feuerwehrschule in Wiener Neustadt. Er blieb bis Oktober 1934 - bis zu seiner Übersiedlung nach Etzen - Hauptmann der Feuerwehr. Am 19.1.1935 übernahm P. Conrad Fischer die Führung.
Leider enden mit der Versammlung vom 12. Jänner 1936 die Eintragungen im Protokollbuch - sie werden erst 1952 wieder fortgesetzt.
Meldung des Vorstandes an die BH v. 20.8.1936
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im März 1938 wurde das Feuerwehrwesen an die Organisation im deutschen Reich angeglichen. Die Bezeichnung "freiwillige Feuerwehr" blieb zwar erhalten, sie wurde aber als "gemeindliche" Einrichtung in eine "technische Hilfspolizeitruppe für Hilfeleistungen bei öffentlichen Notständen aller Art" umgeändert. Daher musste der Vereinscharakter mit einem gewählten Vorstand fallen, die schriftlichen Unterlagen und das gesamte Besitztum der Feuerwehr übernahm die Gemeinde. Der Bürgermeister hatte den Wehrführer nach Vorschlag des Kreisführers der freiwilligen Feuerwehr zu ernennen und auf den Führer zu vereidigen. Mit Bescheid von 1. Dez. 1939 löste die Landeshauptmannschaft Niederdonau den Landesfeuerwehrverband, sämtliche Bezirksfeuerwehrverbände und die freiwilligen Feuerwehren als Vereine auf. Die Freiwillige Feuerwehr Stift Zwettl wurde im Vereinskataster gelöscht.
1.12.1939: Bescheid über die Auflösung des Vereins
1941 wurde die Gemeinde Zwettl-Stift mit der Stadtgemeinde Zwettl vereinigt, ebenso wie Gerotten. In den folgenden Jahren war die FF Stift Zwettl als "Feuerwache" der FF Stadt-Zwettl angeschlossen. 1942 wurde das System der "Unterkreisführer" geschaffen. Diese hatten ehrenamtlich den Dienstbetrieb von etwa 8 bis 10 Feuerwehren zu überwachen und mindestens viermal im Jahr zu inspizieren. Die Größe des Bereiches wurde bewusst so gewählt, dass sie die Feuerwehren noch mit dem Fahrrad erreichen konnten. Einer der 10 Unterkreisführer im Landkreis Zwettl war der Stift Zwettler Wehrführer Karl Schimani. Ihm unterstanden die Feuerwehren Brand, Niedernondorf, Obernondorf, Waldhausen, Großgöttfritz, Großweißenbach, Sprögnitz, Stadt Zwettl sowie die ihr angeschlossenen Feuerwachen Stift Zwettl und Gerotten.
Ab 1. April 1943 konnten im Rahmen des "kurzfristigen Notdienstes" auch Mädchen und Frauen als "Feuerwehrhelferinnen" zum Feuerwehrdienst herangezogen werden. In Stift Zwettl waren dies z.B. die "Meierhofmädchen" Maria Bruckner, Paula Steindl, Anna Almeder, Aloisia Berger, die "Gärtnereimädchen" Johanna Traxler, Rosa Groß und Rosa Moser. Diese wurden neben Schimani von der wichtigsten Führungspersönlichkeit der Feuerwehr, Josef Wagner, ausgebildet. Bei den Übungen trugen sie die weißen Drillichanzüge und die damaligen Helme der Feuerwehr.