BFKdo Zwettl
12.04.2022 | Franz Bretterbauer | Berichte

Verwalter-Fortbildung in Tulln

Die Abschnitts- und Bezirksverwalter durften sich am 9.4.2022 über ein breites Programm im NÖ FSZ informieren.

Aufgrund der aktuellen Corona-Zahlen durfte der Zutritt zum NÖ Feuerwehr- und Sicherheitszentrum nur nach einem zuvor absolvierten Antigen-Test erfolgen, bei dem man hörte, dass 10 positive Pesonen gefunden wurden.
Nach der Reduktion der Fortbildung 2020 nur auf die Bezirksverwalter und dem Ausfall 2021 konnte nun doch dieser Lehrgang wieder stattfinden, der interessante Infos enthielt.
Nach der Begrüßung durch den OBR Christian Angerer (Vorsitzender des Arbeitsausschusses Verwaltungsdienst) wurde der nach den Wahlen 2021 neu formierte "Verwaltungsausschuss" vorgestellt, dem auch unser VI Jürgen Kellner (LDV-Stv. im BFKDO Zwettl) angehört. Ebenso BR Ing. Christian Hübl, der den Ausschuss als Abteilungsleiter im LFKDO betreut.
Anschließend gab OBI Engelbert Herney Infos zur Verrechnung von Katastropheneinsätzen. Je nachdem, ob ein Schadensereignis von den Bezirksverwaltungsbehörden zur Katastrophe erklärt wurde oder nicht, gibt es unterschiedliche Abläufe in der Abrechnung. Daher ist es wichtig, dass die Feuerwehren die Meldungen dazu pünktlich und zügig einreichen, die Infos dazu kommen im Anlassfall ohnehin per Mail an die Feuerwehren. Ähnlich schwierig ist die Verrechnung bei Waldbränden, weil da auch noch die Forstgesetze und eine 6-Monatsfrist "mitspielen". Wie LBDSTV Martin Boyer versprach, geht der NÖ LFV bei den Katastrophen nach der Einreichung und Prüfung der Unterlagen meist gegenüber den Feuerwehren in Vorlage, um diese finanziell nicht auf die manchmal jahrelange Auszahlung warten zu lassen.
OBR Mag. Hans Adametz informierte aus dem Finanzausschuss insbesondere über die Führung der Bücher und Aufzeichnungen, deren Prüfung und generell über die Finanzgebarung auf Feuerwehr-, Abschnitts-, Bezirks- und Landesebene. Es versteht sich von selbst, dass diese Agenden schon wegen der teilweisen Verwendung öffentlicher Gelder transparent und sachlich richtig sein müssen, das Vier-Augen-Prinzip ist ebenso wichtig wie bei größeren Beträgen (im Abschnitt und Bezirk) die vorherige Genehmigung des LFKDT. Auch die Einsatzverrechnung (incl. Waldbrandverrechnung) wurde wieder aufgefrischt.
Nach der Mittagspause bei guter Stärkung in der Küche des NÖ FSZ ging Prof. Mag. Bernhard Heinzlmaier auf der Durchreise nach Hamburg der Frage nach: "Gelingt es nach Corona die Zeit der Trennung (insbesondere für die Jugendlichen) zu bewältigen?" Bernhard Heinzlmaier (* Hamburg.
Geht man davon aus, dass die Jugendzeit etwa 8 Jahre (ca. 12 - 20) dauert, so gingen durch die 2-jährige Pandemie bereits jetzt etwa 1/4 dieser wichtigen Zeit verloren. Verloren wurde nämlich das spontane Leben (ohne Vorbereitung und Einschränkung Kontakt zu Gleichaltrigen haben zu können, jederzeit mit Freunden irgendwo hin gehen zu können), der Übergang von Jugendkultur zur Erwachsenenkultur und die dabei wichtige gegenseitge Beratung durch die Gleichaltigen.
Die Schule ist (so wie auch die Feuerwehr) nicht nur Lernraum, sondern auch Sozialraum. Je mehr diese Institute geschlossen waren, sind die sozialen Kontakte verloren gegangen. Es wurden teilweise Freiräume, die die Jugendlichen schon "erkämpft" hatten, wieder verloren, die Eltern haben wieder mehr Kontrollfunktion übernommen, es kam zu mehr Spannungen zwischen den Generationen.
Die Jugend hat es heute insofern schwieriger, da die Selbstverwirklichung immer stärker ausgeprägt wird, auch in der Freizeit. Die Selbstdarstellung ist wichtig, man muss sich selbst immer gut performen (vekafen). Die FF kann davon auch profitieren bei permanenter Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation, am Image muss also ständig gearbeitet werden, die FF sollte "interessante Leute" haben, die als Vorbilder dienen können.
Anhand des Bildes der "Rolltreppenmetapher" erläuterte Prof. Hainzlmaier, dass auch die jungen Leute schon ständig im Wettbewerb stehen. 70% der europäischen Mittelschicht glauben, dass sie den Standard nicht halten werden können und haben daher ständig Agst, zu den Verlierern zu gehören. Diese Zeit der Angst und der ständigen Bewährung in Arbeit und Familie geht von anderen Dingen ab, auch vom Ehrenamt.
Dazu passt das "Phänomen der Helikopter-Eltern": Der Wunsch wohlhabender Eltern, ihren Kindern ein prekäres Leben in der Mittelklasse zu ersparen, lässt sie überfürsorglich werden.
Die Österr. Jugendwertstudie 2021 zeigte: Während die Werte der Bereiche Freizeit und Familie stabil bleiben, verlieren „Freunde/Bekannte“ in der Zeit der Pandemie massiv an Relevanz. Die
„Entschleunigung“ der Gesellschaft hat zu einer allgemeinen Lethargie geführt, die negative Auswirkungen auf den Stellenwert von Arbeit und Ausbildung zu haben scheint. Religion und Politik hatten schon vorher nur wenig Stellenwert. Die Gruppe derer, die pessimistisch auf die Zukunft der Gesellschaft blicken, ist im Vergleich zum März 2020 um über zehn Prozentpunkte größer geworden, bei jungen Frauen sogar um 15%.
Wo suchen nun die Jugendlichen Halt: "Im Vergleich zum Jahr 2019 hat der Nationalstolz leicht
zugelegt, dass Bewusstsein, dass das Leben in der Postmoderne eine ständige Suche nach Halt ist, hat sich hingegen deutlich verstärkt. Aus qualitativen Befragungen der Zielgruppe wissen wir, dass die Jugend nach Stabilität, Beständigkeit und Sicherheit sucht. Die Unruhe und ständige Veränderung, die Globalisierung und Digitalisierung mit sich gebracht haben, ist vielen unheimlich. Ein solider Beamtenjob beim Bund ist für viele wieder ein Ideal."
Die Suche nach Halt führt zu einem hohen Vertrauen z.B. in die Polizei, Gerichte, Gewerkschaften, Bundesheer, vermutlich auch in die Feuerwehren, die hier nicht explizit abgefragt wurden. Am Wenigsten vertrauen sie nach der Jugendwertstudie 2019 hingegen den Parteien, Managern, Parlament, Journalisten, Fernsehen und Zeitungen.

Wir brauchen keine Wachteln, sondern Pinguine


Eine interessante Aufteilung der Typen von Menschen bot Prof. Heinzlmaier auch noch, und zwar in "Wachteltypen" und "Pinguintypen". Die "Wachteln" sind egoistische Einzelkämpfer. Die "Pinguine" sind konservativen, traditionellen Werten verbunden, sind konsequent, verlässlich und "Nichtspinner". Diese Typen braucht die Allgemeinheit und die Feuerwehr.

Den restlichen Nachmittag teilten sich OBI Stefan Vietze mit dem aktuellen Stand des neuen Einsatzleitsystems ELKOS, ABI Sebastian Spanninger mit den Themen FDISK 1 und FDISK 2.0, Feuerwehr.gv.at und EDV allgemein sowie HBI Martin Kerbl mit Aktuellem aus dem NÖ FSZ.
Was für unsere BAZ wichtig ist, an ELKOS wird zwar fieberhaft gearbeitet, aber die Übernahme der Alarmpläne aus dem System ELDIS braucht noch Zeit, Es wurde ein Tool erstellt, mit dem die Feuerwehren die bisherigen Alarmpläne vor der Übernahme prüfen und ergänzen/ändern können, dann soll die BAZ diese noch prüfen, bevor sie ins neue System übernommen werden.
FDISK 1 und FDISK 2 werden (meist in einem 5-Wochen-Rhythmus) ständig einem Update unterzogen. Nachdem der Internet Explorer mit Juni 2022 eingestellt werden soll, wird an der Anpassung an andere Browser ständig gearbeitet, favorisiert wird künftig Google Chrome, aber auch Firefox, Apple Safari und andere sollen anstandslos funktionieren.